Home | Texte zur Kunst / Presseveröffentlichungen
Führung im PAN Kunstmuseum Niederrhein, Emmerich am 23.09.2017
im Rahmen der art’pu:l - Messe für aktuelle Kunst
von Jo Pellenz, Kunstfirma a2b, Köln
“Als ich das Angebot von Andreas Horn gesehen habe, was er uns in diesem Jahr zeigen will,
muss ich sagen, dass ich sehr glücklich und auch überrascht war. Nicht überrascht, das der
Künstler auf so eine Idee kommt, sondern dass überhaupt ein Künstler auf die Idee kommt und
sagt: Ich geh auf eine Messe, eine Verkaufsshow, wo man natürlich auch bemüht ist einen
bestimmten Wurf an Arbeiten zu zeigen, verschiedenen Geschmäckern verschiedene
Möglichkeiten zu geben vielleicht auch ein Bild zu erwerben, und Andreas Horn hat sich dem
verweigert. Er hat die Situation genommen, hat gesagt ich tue jetzt so als wenn ich nur eine
einzige Sache zu zeigen hätte... Ich tue jetzt so, als wenn ich in einem Museum wäre und biete
in dem riesigen Wurf an wunderschönen Arbeiten, der rund herum geboten wird, dem Betrachter
eine Oase. Ich zeige ein einziges riesiges Bild und wenn wir uns dieses Bild anschauen
verstehen wir vielleicht ein bisschen von der Intention des Malers.
Der Maler Andreas Horn zeigt uns Bilder, wo er uns jedes Verstehen, jedes primäre Erkennen
vorenthält. Er will uns keine Abbildungen zeigen. Er will uns nicht einmal den Anreiz geben eine
ganz bestimmte Abbildung zu assoziieren. Er will uns reines inneres Gefühlsleben bieten – nicht
seins, sondern er will uns eine Ebene bieten, auf der wir in aller Ruhe meditieren können. Marc
Kirschvink unser Kurator hat das Werk „Tagesausflug nach Hause“ von Andreas Horn in die
Mitte des Museums platziert, weil es da hin gehört. Es gehört da hin, wo man unter Umständen
von der Vielzahl der Arbeiten, mit denen man sich hier beschäftigen sollte, muss und kann,
ausruhen und nachspühren kann.
Diese Bilder, die Andreas Horn macht und ich habe schon viele Arbeiten von ihm gesehen,
bieten uns immer die Möglichkeit unser Innenleben zu reflektieren. Sie bieten uns die
Möglichkeit, uns einfach fallen zu lassen. Er greift mit keiner Assoziation nach uns, er greift mit
keiner Verführung nach uns: „Jetzt denk mal an dieses, jetzt denk mal an jenes, jetzt finde mal
den Bildschwerpunkt, jetzt finde mal den Horizont...“ - alles das verweigert er und verweist uns
auf uns selbst. Er verweist uns mit seinen Bildern radikal auf unser inneres Erleben. Ich habe
das selber ausprobiert: Diese Bilder geben Ihnen die Möglichkeit sich davor zu setzen und
tatsächlich Einzutauchen und Abzutauchen, tatsächlich das Umfeld komplett zu vergessen und
sich in einem solchen Bild zu verlieren.
Ich unterstelle hier einmal, sie werden das Bild wahrscheinlich in der umgekehrten
Entstehungsreihenfolge für sich erschließen. Zuerst bietet sich etwas an wie dichte Strukturen,
bei denen wir immer vergeblich suchen... Wo verdichten sie sich endlich mal, wo bildet sich ein
Schwerpunkt...? – Nein! - kein Schwerpunkt... Wir müssen da durch... Es ist ähnlich wie die
Neuronenverbindung in unserem Hirn. Natürlich, wenn wir mit etwas bestimmten beschäftigt
sind, werden sich bestimmte Muster in unserem Hirn zeigen.Wenn wir mit nichts mehr
beschäftigt sind, wird sich unter Umständen ein solches Muster in unserem Hirn zeigen. Das alle
Bereiche unseres Hirnes unter Umständen runter geregelt sind, gleichmäßig aktiv, aber nichts ist
besonders angetriggert. Das ist für mich diese Struktur, die man scheinbar im Vordergrund sieht.
Dahinter ein freier Verlauf von Farbtönen, von Farbstimmungen, bei denen wir nie eine Grenze
ausmachen können. Auch hier gibt uns Andreas Horn nicht die Möglichkeit zu sagen „ach jetzt
hab ich ihn, jetzt habe ich den Anfang des Bildes entdeckt oder ich habe das Ende des Bildes
entdeckt“. Diese Bilder sind endlos in ihrer Ausdrucksweise , sie sind auch endlos in ihrer
Herstellungsweise. Andreas Horn muss jedoch an irgendeinem Punkt des Bildes für sich
entscheiden, dass es fertig ist.. Er könnte auch auf dem Bild noch drei Monate weiterarbeiten.
Immer wäre seine Intention – und das ist eine Unterstellung – uns Bilder zu liefern, die nur
unsere inneren Bilder produzieren. Die, wo der Künstler sich ganz zurücknimmt und sagt Ich
habe weder die Absicht noch nehme ich mir das Recht , dir ein Bild aufzuzwingen, sondern ich
biete dir ein Bild, was nur und ausschließlich Auslöser für deine inneren Bilder ist. Man kann sie
Seelenbilder nennen, aber da denkt man schon wieder direkt an Landschaften und das ist auch
wieder an der Absicht von Andreas Horn vorbei.
Ein Bild zu erzeugen und alle klassischen Merkmale der Bilder abzulegen und daran zu arbeiten
ist eine Lebensaufgabe. Ich kenne den Künstler nun schon ein paar Jahre und ich bin wirklich
fasziniert davon, mit welchen Elan und mit welcher inneren Gewissheit Andreas Horn genau an
dieser Lebensaufgabe arbeitet.”
(Es gilt das gesprochene Wort)